Nach 22stündiger Reise empfängt uns Lima, die Hauptstadt Perus, wenig einladend. Bei der Ankunft am Flughafen müssen wir sinnfreie Formulare ausfüllen, wobei wir leider einen Abschnitt gänzlich übersehen haben – und nun müssen wir uns wieder am Anfang der Warteschlange einreihen… alles nur um den Einreisestempel zu erhalten. Das Procedere zieht sich über eine Stunde hin – endlich geschafft – jetzt erst Mal die Koffer holen! Diese sind zum Glück beide angekommen und stehen neben dem Gepäckband. Da denken wir uns nichts dabei, sondern sind nur erleichtert.
Auch Patrick von Otto Tours ist glücklich, als er uns erblickt. Er bringt uns wohlbehalten in das Viertel Miraflores, einer der 43 Stadtbezirke von Lima und neben San Isidro auch eines der reichsten. Bevor wir dort das Casa Andina erreichen, fahren wir noch ca. eine halbe Stunde durch das abendliche Lima – der erste Eindruck: kaputte Straßen, jede Menge Menschen und jede Menge alte und defekte Autos und sonstiges Gefährt; es wird chaotisch und sinnlos gehupt und gefahren. Wie gut, dass wir hier keinen Mietwagen gebucht haben. Es stören auch die vielen unnötigen Straßenlaternen mit ihren grellen Lichtern. Was wir da also auf den ersten Blick durch unsere ermüdeten Augen sichten, gefällt uns nicht. Das Casa Andina habe ich mir moderner vorgestellt. Eindeutig – unsere Seelen sind noch nicht angekommen, hier in Peru.
Nun müssen wir zu allem Überfluss auch noch feststellen, dass unsere Koffer aufgebrochen wurden. Am liebsten würde ich jetzt sofort die Heimreise antreten. Auf den ersten Blick ist nichts gestohlen worden, jedoch wurden unsere Sachen durchwühlt. Von den ersten Stunden auf peruanischen Boden sind wir restlos bedient. Wir fallen nur so ins Bett – und unsere Seelen kommen nach…
Endlich ausgeschlafen und bereit, das Abenteuer in den Ländern der Sonnengötter anzugehen. Doch zunächst genießen wir das sehr gute Frühstück im Casa Andina, bevor uns unser Guide Floriano mit Luis, unserem Fahrer, zur Stadtrundfahrt durch Lima abholt. Das Wetter ist wundervoll und es zeigt sich ein klarer blauer Himmel, was für Lima eher ungewöhnlich ist. Zunächst kaufen wir neue Schlösser für unsere beschädigten Koffer und dann ist der Vorfall der ersten Stunden in Lima rasch vergessen. Der Autoverkehr erscheint uns jedoch nach wie vor chaotisch. Wenn ich mich erschrecke, amüsieren sich Floriano und Luis ein wenig über mich.
Einen Fahrer zu haben ist in jedem Falle in Peru und Bolivien sehr empfehlenswert! Wir besichtigen die Stadt Lima: die Plaza José de San Martín, wo dieser am 28.07.1821 die Unabhängigkeit Perus von den Spaniern ausrief, die Plaza de Armas, dem Hauptplatz mit dem Rathaus und der St.-Franziskus-Kathedrale, die zwischen 1535 und 1625 erbaut wurde. Wir besichtigen das im neokolonialen Stil errichtete erzbischöfliche Palais mit der sehr sehenswerten Sakristei und den wunderschönen Kacheln aus Sevilla, die aus dem 17. Jahrhundert stammen. Danach besuchen wir die Katakomben von Lima. Tausende Gebeine sind hier fein säuberlich nach Größe sortiert aufbewahrt worden.
Auch der ältesten Bar Limas, Cordano, statten wir einen kurzen Besuch ab. Die Bar wurde 1905 eröffnet.
Nachdem ich zwei schöne Alpaca-Strickjacken erstanden habe, fahren wir ans Meer. Hier steht tatsächlich eine Nachbildung der Bank Gaudi`s aus dem Park Guell in Barcelona. Die Skulptur der zwei Liebenden ist hier ebenfalls zu finden. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten – hier findet jedoch jährlich zum Valentinstag ein Wettbewerb statt, in dem es darum geht, am längsten zu küssen…
Die Stadtrundfahrt war informativ und interessant – nur leider zu kurz, denn im Casa Andina wartet bereits Edgar auf uns. Er soll uns auf unserer Fahrt nach Arequipa begleiten. Wir verabschieden uns herzlichst von Floriano und führen unsere Fahrt mit Edgar fort, die uns zunächst nach Paracas führen wird. Die dreistündige Fahrt dorthin ist ziemlich öde, die Landschaft hat nichts zu bieten. Der wüstenähnliche Küstenabschnitt ist zersetzt von Bauruinen, dazwischen prangen riesige hässliche Reklameschilder für Mobile Phones und Inka Cola. Es ist unglaublich, dass Menschen in so einer unwirtlichen Umgebung existieren können.
Selbst Edgar, der aus Arequipa stammt, hat ziemliche Schwierigkeiten unser Hotel zu finden; Daher sind wir noch ein Stündchen länger unterwegs. Unsere Unterkunft, La Hacienda Bahia, ist einfach märchenhaft. Hier könnten wir gern noch länger bleiben, als nur diese eine Nacht. Das El Coral Restaurant serviert eine Vielfalt an traditionellen peruanischen Gerichten. Wir essen hier sehr gut zu Abend. Und dann ruft auch bald das Bett und wir schlafen sehr gut in dieser Oase inmitten der unwirtlichen Gegend.
Nach einem sehr guten Frühstück auf der schönen Terrasse des „La Hacienda Bahia“ holt uns Edgar bereits um 08.45h ab und bringt uns zum Hafen. Das Klima ist sehr angenehm warm und wir genießen die Überfahrt zu den Islas Ballestas, wo wir Seelöwen, Humboldt-Pinguine und Pelikane sichten.
Nach unserer Rückkehr setzen wir unsere Fahrt mit Edgar weiter fort und genießen unsere Mittagspause in einer Bodega, wo man uns in die Kunst der Herstellung des Nationalgetränk Perus, dem Pisco, einweiht. Am Ende der Führung gibt es auch eine Verkostung. In bester Pisco-Laune geht die Fahrt mit Edgar weiter und wir nehmen die Bruchbuden, die überall in der Gegend stehen, nicht mehr ganz so scharf wahr. Da Edgar nur Spanisch spricht, sind wir uns nicht ganz sicher, ob wir ihn richtig verstehen. Auf die Frage, warum hier überall diese unfertigen Buden mitten in der Wüste stehen, antwortet er, dass es sich um sog. „Pueblos Jovenes“ handelt. Dies seien Hütten für arme Jugendliche, die sonst nirgendwo eine Bleibe finden, denn die Städte würden aus allen Nähten platzen. Wir sind sehr erstaunt über diese Politik des Verdrängens. Wie kann man nur hier leben? Wie hält man es aus? Ich stelle mir das Modell in Deutschland vor… Wahnsinn… es werden unfertige Betonhütten irgendwo in die Pampa gestellt für Obdachlose.
Über meine Grübelei und Gedanken erreichen wir dann die Oase Huacachina. Die Oase und den sie umschließenden Dünen ist eine der touristischen Attraktionen Perus. Die Dünen zählen mit einer Höhe von ca. 100 m zu den größten des Landes. Thomas und ich sind sehr fasziniert von der Oase und die Wüstenlandschaft. Wir haben diese Traumlandschaft hier gar nicht erwartet. Eine rasante Buggy-Fahrt gemeinsam mit Edgar über die Dünen ist natürlich Pflicht! In halsbrecherischer Weise jagen wir mit Spitzengeschwindigkeiten von 160 km/h durch dieses orientalische und dennoch südamerikanische Märchen und genießen die herrlich trockene heiße Luft. Wir probieren uns auch im „Sand-Boarding“, was ungeheuren Spaß bringt. Es ist zauberhaft in dieser Oase und eine Übernachtung ist sehr empfehlenswert, die wir leider nicht gebucht haben.
Was hier jedoch fehlt ist eine ansprechende, sich der Landschaft einfügende Architektur. Es könnte das Paradies sein! Dieses zauberhafte Fleckchen Erde hat einfach alles: das sehr angenehme Wüstenklima, die nahen Anden, den wilden Pazifik mit seinen fantastischen Stränden. Hier kann sich eine der schönsten Küstenlinien der Welt entwickeln, wenn man es nur richtig anstellt, die sehr freundlichen Einheimischen einbezieht und man vernünftig, maß- und respektvoll mit den vorhandenen Ressourcen umgeht. Ach, es gibt so viel Sinnvolles zu tun in dieser Welt!
Doch wir müssen weiter und irgendwann verabschieden sich die Dünen aus unserem Blickfeld und die ersten Ausläufer der Anden werden bereits sichtbar. Wir nähern uns Nazca. Hier besuchen wir zunächst das kleine Museum, welches Maria Reiche, der Entdeckerin der berühmten Nazca-Linien, gewidmet ist. Die aus Dresden stammende Mathematikerin Maria Reiche hat ihr Leben den Scharrbildern von Nazca gewidmet, die, bis auf zwei von ihnen, nur aus der Luft erkennbar sind. Wir beziehen unser schönes Hotel Nuevo Cantalloc. Es liegt in einer wunderschönen, gepflegten und großzügigen Gartenanlage. Hier spazieren Lamas zwischen exotischen Pflanzen umher, eine Vogelvoliere mit Nymphensittichen ist zu finden und wir entdecken sogar Rehe!
Ein wunderschöner und ereignisreicher Tag geht zu Ende. Wir schlafen wunderbar in diesem Garten Eden und träumen von den geheimnisvollen Linien, die wir morgen aus der Luft näher erkunden wollen.
Unser Flug über die Nazca-Linien ist beeindruckend. Die Nazca-Linien sind riesige Scharrbilder, die auf einer Fläche von 500 km² aus der Luft sehr gut erkennbar sind. Dreiecke und trapezförmige Flächen sowie Figuren mit einer Größe von zehn bis mehreren hundert Metern, z.B. der Astronaut, der Affe, der Papagei und die Spinne.
Die Scharrbilder im Wüstensand von Nazca, die wohl 800 bis 600 v.Chr. entstanden, werden wohl für immer ein Geheimnis bergen. Bisher konnte ihre Bedeutung nicht eindeutig entschlüsselt werden; es gibt die unterschiedlichsten Theorien: Außerirdische hätten diese Figuren in den Sand gezeichnet oder die Nazca-Menschen haben damit einen gigantischen astronomischen Kalender dargestellt. Ob Nazca Menschen, was wahrscheinlich ist, oder aber Außerirdische diese faszinierenden Figuren erschaffen haben, es ist einfach atemberaubend, die Linien aus der Luft zu betrachten und immer wieder Neues zu entdecken. Wir bewundern Maria Reiche, die ihr Leben den Bildern und deren Schutz gewidmet hat.
Zurück in der Hacienda wartet schon der gute Edgar auf uns und er ist nicht allein: er hat Janssen mitgebracht, seines Zeichens Archäologe, und er wird uns, wie er sagt, heute in „sein Büro“ führen – es ist der Chauchilla-Friedhof. Janssen spricht sehr gut Deutsch und die Mumien von Chauchilla gehören zu seinem Spezialgebiet! Grabräuber haben den Friedhof vollständig zerstört und all die Schätze, die seit Jahrhunderten in den Gräbern der Mumien lagen, geraubt. Die Leichen ließen sie jedoch zurück. Diese liegen noch heute in ihren über das ganze Gebiet verteilten Gräbern. Die Mumien sind sehr gut erhalten. Hockend in ihren Gräbern Richtung Sonnenaufgang mit ihren langen Haaren und Fingernägeln und der ebenfalls sehr gut erhaltenen Kleidung sind sie ein faszinierender Anblick. Neben den Mumien befinden sich auch Keramiken und andere Fragmente weit verstreut über den gesamten Friedhof. Ab und an findet man sogar den einen oder anderen Menschenknochen im Wüstensand.
Nach diesem sehenswerten Besuch „im Büro“ beim lustigen Janssen, dessen Name übrigens auf einen deutschen Fußballspieler zurückzuführen ist, setzen wir unsere Reise mit Edgar weiter fort. Mit Edgar ist es richtig lustig – er spricht kein Wort Englisch geschweige denn Deutsch – also müssen unsere radebrechenden Spanischkenntnisse herhalten. Edgar kann sich wohl kaum vorstellen, dass es Menschen gibt, die ausgerechnet ihn nicht verstehen – wenn er spricht, dann ziemlich schnell und wenn wir etwas nicht verstehen, dann lachen wir. Das ist doch die beste Verständigung – ein Lachen!
Wir machen einen Halt bei „Don Oscar“. Edgar versucht mir zu erklären was Chaufa ist – ich weiß es bis heute nicht genau – aber der schwarze Reis mit Meeresfrüchten ist einfach total lecker! Das Klima ist immer noch angenehm trocken und warm.
Schon in Sichtweite und im Kontrast zur wilden und malerischen Küstenlandschaft sind die Anden, ab und zu blitzen grüne Täler von weitem auf. Diese traumhafte Fahrt durch den heißen Wüstenwind Perus könnte ewig weitergehen - unsere Seelen sind nun auch angekommen.
Wir genießen den malerischen Sonnenuntergang, bevor wir die eindrucksvolle Fahrt nach Arequipa fortsetzen. Die schöne Stadt erreichen wir nach weiteren 3,5 Std. Fahrt. Es ist dunkel und recht kühl. Arequipa ist die Hauptstadt der Region Arequipa im Süden Perus. Arequipa, dessen Name aus der Quechua-Sprache stammt und auf Deutsch bedeutet: “Bleiben Sie“, liegt auf über 2.300 m Höhe.
Wir wohnen im „Casa Andina Private Collection“, welches zentral in der Altstadt gegenüber dem Kloster Catalina liegt. Unsere Unterkunft ist eine einzigartige aus Vulkangestein erbaute koloniale Villa.
Wir genießen das reichhaltige Frühstück im Innenhof der Villa. Bereits um 07.00 h vernehmen wir wunderschöne Harfenmusik. Es ist zwar etwas ungewöhnlich zu dieser frühen Morgenstunde einem Musiker an der Harfe zu lauschen, aber es ist dennoch wunderschön. Richtig lustig auch, als eine Touristin völlig verschlafen die Tür öffnet und verwirrt in den Hof blickt. Sie glaubte wohl auch, sich verhört zu haben. Wir genießen unser musikalisches Frühstück, bevor wir zu unserer Foto-Tour durch das Hotel und dann in die Stadt aufbrechen.
Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Es ist sonnig und angenehm warm. Wir können sogar die drei Vulkane in der nahen Umgebung sehen, den 5822 m hohen kegelförmigen Misti, den 6057 m hohen Chachani und den kleineren und entfernteren Pichu Pichu.
Wir bummeln durch die malerische Altstadt und genießen das einmalige Flair, die sehr sehenswerten Gebäude und die gepflegten Geschäfte. Auf der Plaza de Armas mit Blick auf die Kathedrale endet unser gemütlicher Stadtspaziergang, bei welchem wir viele schöne Fotomotive entdeckten.
Am Nachmittag holt uns Arnold, unser Reiseleiter für die kommenden Tage, ab. Arnold, der sehr gut deutsch spricht, führt uns zum St. Catalina-Kloster, wo uns eine junge, bildhübsche Dame mit ebenfalls sehr guten Deutschkenntnissen in Empfang nimmt. Sie führt uns durch das wunderschöne farbenprächtige Kloster. Eine Stadt in der Stadt mit Straßen, die nach andalusischen Orten benannt sind. Es ist das schönste Kloster, was wir je sahen. Die Magie, die von diesem Ort ausgeht, ist kaum in Worte zu fassen. Die Klosteranlage wurde 1579 von der wohlhabenden Witwe María de Guzmán gegründet. Der Vizekönig von Peru, Francisco de Toledo, hatte zuvor den Bau genehmigt. Santa Catalina wurde mit über 20.000 m² Fläche eine autarke Stadt. Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Anlage von der Außenwelt isoliert. Erst nach einer Renovierung wurde das Kloster im Jahr 1970 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither zählt Santa Catalina zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten im Süden Perus. Durch die fast 400 Jahre dauernde Abgeschlossenheit hat sich ein komplettes Städtchen mit maurischer Architektur erhalten.
Ursprünglich war das Kloster ein Internat für die Töchter reicher spanischer Familien. Die zweite Tochter der Familie wurde bereits im Kindesalter an das Kloster abgetreten. Die Novizinnen mussten zunächst eine Probezeit durchlaufen und sich durch eine Prüfung für die Aufnahme bewähren. Als Mitgift hatten die Neueingetretenen dem Kloster Goldmünzen zu überreichen. Santa Catalina hat bis zu 150 Nonnen und 300 Bedienstete beherbergt. Die Dienstmädchen wuschen die Wäsche der Nonnen und erledigten für sie den Einkauf. Die Nonnen durften das Kloster nicht verlassen und auch kein Besucher von draußen durfte sie zu Gesicht bekommen. Bei besonderen Anlässen war eine kurze Unterhaltung durch ein hölzernes Gitter möglich. Die wenigen heute noch im Kloster lebenden Nonnen wohnen in einem Seitenflügel der Anlage.
Nach diesem eindrucksvollen Besuch im Kloster Catalina machen wir noch einen ausführlichen Stadtrundgang mit Arnold. Dieser ist wirklich sehr bewandert in der Erklärung von Kirchen etc. Doch nach soviel Kultur interessiert mich im Moment nur noch eines: die wunderschönen Läden, in denen Kleidung aus der Wolle von Alpacas, Lamas, Vicunas und Guanacos angeboten werden. Auch hier hat die gute Wolle ihren gerechtfertigten Preis, wenn auch wesentlich günstiger als in Deutschland. Mir kommt nun der leise Verdacht, dass meine bereits erstandenen „Alpaca-Jacken“ leider aus Acryl sind – zumindest meint das Arnold – bin etwas enttäuscht – aber, sie halten ja auch warm, und das werde ich in den nächsten Tagen auch benötigen…
Arnold und Edgar haben uns unabhängig voneinander das Restaurant Chicha für ein Abendessen empfohlen. Es lohnt sich!! Das Essen und die Pisco Sour sind vorzüglich! Die Atmosphäre dieses urigen Restaurants ist auch noch zu erwähnen und „last but not least“, der gutaussehende Kellner, der auf die Frage: „Tienes cuy?“ („Hast du Meerschweinchen?“) nur cool nickte…. Es gibt zum Einstieg in das kulinarische Neuland „Cuy Pequinese“ – kleine Meerschweinchenfleischstreifen. Das Fleisch ist knusprig und etwas hart. Man legt es auf eine Art Schwarzbrot und bestreicht alles mit einer sehr leckeren Sauce, als i-Tüpfelchen gibt es noch etwas Salat und dann wird alles zusammengerollt. Es schmeckt einfach köstlich! Als Hauptgang gibt es Schweinerippen, köstlich gewürzt, einen Minzsalat und knackige köstlich gesalzene Kartoffeln mit Corn. Ein köstlicher Pisco Sour Cocktail “Aqui no mas” („Hier nicht mehr!“) mit Campari, Weißwein, Minzeblättern und Maracuya-Saft ist die absolute Krönung! Diese herrlichen Pisco-Sour-Cocktails vermissen wir in Deutschland sehr! Noch heute läuft uns das Wasser im Mund zusammen, wenn wir an die kulinarischen Köstlichkeiten zurückdenken. Das Restaurant Chicha gehört übrigens dem berühmtesten Koch Perus, Gastón Acurio, der auch international bekannt ist.
Um den Tag perfekt ausklingen zu lassen, gönne ich mir im Hotel noch eine Aromatherapiemassage. Wir fühlen uns nun vollends gestärkt für unser Trekking, welches immer näher rückt!
Arnold holt uns um 09.00h mit unserem Fahrer ab und wir verlassen Arequipa in Richtung Colca Canyon. Es ist eine wunderschöne Fahrt mit Blick auf die drei Vulkane. Das Colca-Tal ist eine Schlucht nahe dem Städtchen Chivay, 97 km nördlich von Arequipa. Die Schlucht ist 3.269 m tief und damit der zweittiefste Canyon der Welt. Die oberen Hänge des Cañons sind vielfach von menschlicher Hand zu Terrassen strukturiert, viele davon schon mehrere hundert Jahre alt, die die heutigen Bewohner für ihre Landbebauung verwenden.
Auf 4.200 m Höhe machen wir eine kleine Teepause. Es ist merklich kühler geworden, ja es hat sogar ein wenig geschneit und der heiße Coca-Minze Tee ist eine willkommene Wohltat. In dem kleinen Gasthaus werden auch selbst gefertigte Handschuhe angeboten. Die muss ich einfach haben! Wir sichten Vicunas und Alpacas – ein wunderschönes Bild. Der höchste Punkt unserer Tour befindet sich auf 4.900 m Höhe – schlotter…
In Chivay essen wir in einem urigen Lokal zu Mittag. Es wird ein rustikales sehr leckeres Mittagessen in Buffetform angeboten mit den Produkten aus der Region. Wir probieren sogar Alpaca-Fleisch, was wir eigentlich nie tun wollten – und dennoch, es schmeckt sehr gut. Das Fleisch ist sehr zart und schmackhaft. Wir trinken einen Saft aus Kakteenfrüchten. Ganz begeistert sind wir wieder einmal von der peruanischen Küche!
Als „Colcas“ werden übrigens die Höhlen in den Felsen bezeichnet, in denen einst die Behälter für die Lagerung von Getreide .aufbewahrt wurden. Sie zeugen von der Vergangenheit der Collagua-Kultur; der ursprünglichen Bewohner der Region.
Gut gestärkt setzen wir unsere Fahrt mit Arnold weiter fort und erreichen das ruhige Dorf Yanque. Es ist malerisch umgeben von Terrassenfeldern. Die Menschen hier sind sehr aufgeschlossen, schauen offen und grüßen uns freundlich. Zwischenzeitlich habe ich bereits drei Jacken übereinander angezogen und die Handschuhe sind ebenfalls schon im Einsatz. Wir begegnen einem Mann, der mit zwei Stieren unterwegs ist. Diese scheinen nicht allzu gut drauf zu sein und wollen immer eine ganz andere Richtung einschlagen als der Bauer. Sie muhen laut und ärgerlich und wir müssen uns richtig in Acht nehmen vor ihnen. Aber der Bauer und sein treuer Begleiter, ein Hund, haben alles im Griff.
Als wir auf den malerischen Dorfplatz zurückkehren, erleben wir eine für uns exotische Attraktion. Heute nämlich wird das Fest von St. Isidro, dem Schutzpatron der Tiere, gefeiert. Eine Prozession von farbenprächtig in ihrer Landestracht gekleideten Menschen in Begleitung von fröhlicher Blaskapellenmusik marschiert die Dorfstraße entlang. Von allen Seiten kommen festlich geschmückte Stiere hinzu und sogar Feuerwerkskörper werden abgeschossen. Das Fest findet zu Ehren der Tiere statt, die heute getauft werden. Hier sind die Menschen noch auf die Tiere angewiesen, denn Maschinen können auf den Terrassenfeldern nicht genutzt werden. Wir gehen auch in die Kirche, denn wir wollen unbedingt sehen, wie die Prozession aus der Kirche kommt. Arnold bemerkt, dass noch Männer fehlen würden, die beim Tragen des Kreuzes durch das Dorf helfen und er wurde bereits gefragt, ob er da mitmachen würde. Eilig verlassen wir darauf hin die Kirche und sehen, dass weitere junge Männer in Richtung Kirche strömen. Diese Aktion kann nach Meinung von Arnold noch stundenlang dauern und wir ziehen es nun vor unser schönes Hotel aufzusuchen. Es war jedoch ein einmaliges Erlebnis, die prächtig geschmückten Tiere und die schönen Kleider der Dorfbewohner zu bewundern - so unerwartet und neu für uns.
Ein weiteres Highlight ist unsere wunderschöne Unterkunft – die Colca Lodge. Ich bedauere nicht zum ersten Mal, dass wir nur eine Nacht bleiben. Die Lodge liegt traumhaft eingebettet in dieser zauberhaften Landschaft, es ist ruhig und einfach unbeschreiblich schön. In den Thermalquellen kann man herrlich entspannen – leider müssen wir am nächsten Morgen schon um 06.30 h wieder weiterfahren. Wir wären so gern geblieben!
Früh am Morgen machen wir uns auf zum Cruz del Condor. Zunächst steht ein Spaziergang entlang des Canyons auf dem Programm. Die Landschaft ist einmalig schön hier im Colca Tal. Die Luft ist klar und rein. Es regnet ein wenig, aber als wir am Cruz del Condor ankommen klart es auf und wir sichten mehrere Kondore. Es ist beeindruckend, wie die größten Vögel Amerikas über die wunderschöne Schlucht schweben. Wir können uns kaum diesem einmaligen Ort entziehen und verweilen hier stundenlang, staunend, filmend und fotografierend. Dieses Erlebnis werden wir nie vergessen.
Wir besuchen noch das Dörfchen Maca, welches eine sehr schöne sehenswerte Kirche hat; anschließend fahren wir wieder nach Chivay, wo wir abermals zu Mittag essen und von wo aus wir die Rückreise nach Arequipa antreten. Die Fahrt nach Arequipa beträgt mit dem Auto ca. 3 Std. Wir wissen, dass die Altstadt Arequipas und auch unser schönes Hotel nicht der rauen Realität entsprechen, die wir außerhalb dieser touristischen Attraktionen finden. Es gibt sehr viele Bauruinen, kaputte Straßen, die Armut ist gegenwärtig. Die herausgeputzte Altstadt ist eine ganz andere Welt. In den schützenden Mauern des Casa Andina nehmen wir noch ganz benommen von den vielen Eindrücken, die wir in kürzester Zeit bisher aufgenommen haben, zum Abschluss noch einen Pisco Sour Cocktail zu uns, bevor wir morgen nach Cuzco fliegen.
Wir sind in Cuzco – leider regnet es bei 17°C, nicht anders eigentlich als in Hamburg. Jedoch, wir befinden uns in der einstigen Hauptstadt des Inkareiches auf 3.416 m Höhe. Die wechselvolle Geschichte Cuzcos ist an jeder Ecke spürbar. Der Flug von Arequipa nach Cuzco dauerte ca. 1 Std. und alles klappte nach Plan. Wir werden von Claudia samt Fahrer abgeholt und wohlbehütet in das Casa Andina Private Collection gefahren. Um 09.00 h sind wir bereits dort und können unser Zimmer leider noch nicht beziehen. Also verbringen wir die nächsten Stunden in dieser wundervollen und beeindruckenden Stadt. Die Menschen hier sind sehr freundlich. Als Vorsichtsmaßnahme kaufen wir noch jeweils einen Regenschutz für unsere Rucksäcke in der Hoffnung, dass wir diese gar nicht benutzen müssen. Nach einem kleinen Frühstück mit Blick auf die Plaza de Armas beziehen wir mittags dann unser leider sehr kleines Zimmer im Casa Andina Private Collection. Wir ruhen uns ein wenig aus, bevor wir wieder auf Foto-Tour durch das Hotel gehen.
Claudia holt uns heute Abend zum sog. „Briefing“ ab. Wir sind schon ganz gespannt. Immerhin lernen wir heute die Leute unserer Gruppe kennen sowie unsere Guides mit denen wir die nächsten Tage in den Anden unterwegs sein werden.
Das war ein ziemlich spannendes und interessantes Treffen gestern Abend! Pepe, unser Reiseleiter, ist witzig und irgendwie sehr speziell, engagiert, verwegen, abenteuerlich, besorgt, gut aussehend, ein Macher, ein Abenteurer, ein Rocksänger, ein Juwelier, Diplomatensohn, sehr intelligent – ein besonderer Mensch, der irgendwie schon alles gemacht hat und der sich jeder Situation anpassen kann und dennoch sein „Ich“, sein „Selbst“ nicht verliert – ein perfekter Reiseleiter und Geschichtenerzähler und auch Witzemacher, der jeden seiner Gäste dennoch ernst nimmt und sofort erkennt, was los ist. Wir sind dankbar dafür, diesen wirklich besonderen und sensiblen Menschen kennengelernt zu haben.
Unsere Gruppe „beschnuppert“ sich zunächst einmal. Thomas und ich sind die einzigen Deutschen, ein sehr sympathisches Paar aus Sao Paulo, Beatriz und Iván, ist dabei, eine Polin und ein Brite, der Rest unserer Gruppe besteht aus US-Amerikanern. Mit Beatriz und Iván sowie Karen und Doug aßen wir ziemlich spät zu Abend. Dies bekam uns allen nicht so gut. Alle haben in der Nacht vor dem großen Trekking sehr schlecht geschlafen, über Kopf- und Bauchweh sowie Albträume zu klagen. Ich nehme an, dass es auch an der ungewohnten Höhe liegt. Heute Morgen hieß es, wie eigentlich immer auf dieser Reise, „Früh aus den Federn“ und wir fühlten uns wie gerädert.
Aber nun sitzen wir trotz Regen fröhlich im Minibus und verlassen Cuzco in Richtung Tarawasi, wo wir Inkaruinen besichtigen.
Weiter geht die Fahrt auf schmalen Pfaden immer höher in die Berge. Unterwegs halten wir in Mollepata, wo es einen kleinen Laden gibt, der wunderschöne Schals aus Alpaca-Wolle verkauft (und diesmal ist es wirklich Alpaca-Wolle). Ich erstehe einen wunderschönen Schal und bin sehr angetan von den schönen Sachen, die hier aus der Wolle hergestellt und anschließend mit Pflanzenfarben eingefärbt werden. Wir machen noch einen kurzen Stopp in einem Café, wo wir eine kleine Stärkung zu uns nehmen. Es handelt sich wohl um einen Familienbetrieb. Pepe, egal wo er auch hingeht, ist überall bekannt und er wiederum kennt auch jeden. Dabei parliert er auch in Quechua, die alte Sprache der Inka, perfekt! Zwischenzeitlich haben sich die Menschen unserer Gruppe schon ein wenig kennengelernt und es ist interessant zu beobachten wie es trotz aller Unterschiedlichkeit gut harmoniert, denn wir haben alle den Wunsch hoch in den Anden zu wandern!
Wir setzen unsere Fahrt durch atemberaubende Landschaft fort und erreichen auf 3.354 m Höhe Marcocasa, wo wir nach einem Lunch unser Trekking beginnen. Die heutige kurze Trekking-Etappe führt uns nach Soraypampa auf 3.869 Höhenmetern. Unsere Wanderung beträgt 4 Stunden – ganz gemächlich wandern wir durch die Traumwelt. Sind wir es wirklich, die hier wandeln? Obwohl die Luft dünn ist und der Rucksack immer schwerer zu werden scheint, so sehr gefällt es uns sich langsam und bewusst fortzubewegen – Schritt für Schritt – ab und an bleiben wir stehen, blicken durch dichte Wolken und atmen tief ein – es tut so gut fernab der Welt zu sein – nur wir und eine Gruppe Gleichgesinnter. Was kann es Schöneres geben?
Nach vier Stunden haben wir unser heutiges Tagesziel erreicht – die Soraypampa-Lodge. Eine traumhafte Lodge mitten im Nirgendwo. Wir fühlen uns sofort wie zu Hause, sind dankbar, dass wir die ungewohnten Trekking-Schuhe ausziehen können. Selbst um das Saubermachen der Schuhe müssen wir uns nicht kümmern - es ist ein Comfort-Trekking und das spüren wir vom ersten Moment an. Es werden uns heiße Tücher, stärkender Tee und Sandwiches zur Begrüßung gereicht. Die Lodge ist ein Traum – ein perfektes Hide-Away inmitten dieses unberührten Fleckchen Erde geschützt eingebettet hoch in den Anden. Selbst heute noch kann ich mich an diesen Ort zurückträumen, wo dich niemand findet und erreichen kann!
Wir haben sehr gut geschlafen in unserem Hide-Away, bis auf einen einzigen Augenblick mitten in der Nacht, als ich mit Kopfschmerzen und einem starken Durstgefühl erwachte. Auch Thomas hatte einen rasenden Puls sowie auch die anderen Teilnehmer aus der Gruppe. Dies liegt an der ungewohnten Höhe.
Heute beginnt unsere Wanderung zum Glück zu einer moderaten Zeit um 08.30 h. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg. Es ist ziemlich kühl, die Luft ist wunderbar klar und die Landschaft einmalig schön. Wir wandern bis zum Humantay Lake und überwinden weitere 400 Höhenmeter. Der Aufstieg ist ein wenig beschwerlich, aber wir schaffen es! An der Lagune beginnt Pepe uns die Geschichten über die Inka-Herrscher zu erzählen und dies macht er einfach wunderbar! Insgesamt sind wir heute vier Stunden unterwegs. Es bleibt genügend Zeit, schöne Fotomotive zu finden, für ausreichend gutes Essen ist gesorgt und sogar mein Rucksack wird mir abgenommen!
Zurück in der Lodge erwartet uns ein reichhaltiges gutes Mittagessen. Danach machen Thomas und ich uns noch einmal allein auf den Weg und entdecken einige Lamas, die ebenfalls ein willkommenes Fotomotiv sind. Auch in der Lodge gelingen uns einige schöne Innenaufnahmen. Nun ruhen wir uns noch etwas aus, bevor Pepes „Special Pisco Sour Show“ beginnt und anschließend erwartet uns wieder ein reichhaltiges Abendessen. Wir werden also den ganzen lieben langen Tag verwöhnt! Es geht uns wirklich super hier! Wie in einer Kapsel geschützt von der Außenwelt schweben wir durch die Anden.
Wir haben es geschafft! Heute erreichten wir den höchsten Punkt unseres Trekkings auf 4.638 Höhenmetern, den Salkantay Pass. Sehr früh am Morgen brechen wir auf zum Höhepunkt unseres Trekkings. Es ist sehr aufregend und ich friere unaufhörlich. Eine nette Teilnehmerin leiht mir ihre Thermohandschuhe. Die ziehe ich den ganzen Tag nicht mehr aus. Ich hätte mir doch noch wärmere Sachen mitnehmen sollen. Das Wetter wechselt von Sonnenschein zu Regen und auf 4.638 m ist es leider total bewölkt, so dass wir keine Sicht haben.
Doch zunächst spazieren wir durch das wunderschöne Rio Blanco Tal umgeben von den Gipfeln des Humantay und in Sichtweite des beeindruckenden Salkantay. Als wir den höchsten Punkt unseres Trekkings erreichen, herrscht in unserer Gruppe eine total euphorische Stimmung! Wir umarmen und beglückwünschen uns, lachen und weinen gleichzeitig! Es ist einfach Wahnsinn – wir sind so stolz und glücklich! Nur Iván und Beatriz geht es nicht sonderlich – Beatriz benötigt sogar Sauerstoff, welches ihr in der Zeltstatt wenige Höhenmeter unterhalb des Salcantay Passes, wo wir ein leckeres und sehr wohlschmeckendes Mittagessen bekommen, gereicht wird.
Nach der wohlverdienten Pause geht es weiter abwärts und wir erreichen auf ca. 4.000 Höhenmeter die Wayra-Lodge, die einsam in den Anden liegt. „Wayra“ bedeutet in der Sprache der Quechua „Der Ort, wo der Wind weht“.
Ein langer und beeindruckender Tag geht nun zu Ende. Ach, wenn ich doch nur nicht so frieren würde… Ich stelle mich vor einen heißen Ofen. Nach dem Abendessen gönne ich mir ein heißes wohlschmeckendes Getränk und wir lauschen den Gesängen unseres Pepe zur Gitarrenmusik. Die Nacht ist sternenklar und trotz der Kälte hält es uns Fotografen nicht in der warmen Stube. Wir müssen hinaus und den Humantay bei Nacht fotografieren.
Nach 9 Std. wohlverdienten Schlaf und einem leckeren Frühstück setzen wir unser Trekking in froher Runde fort. Es wird nun immer wärmer, die Vegetation ändert sich und der Tag schenkt uns den blauesten Himmel, so dass wir noch lange den Blick auf den schneebedeckten Gipfel des Humantay zurückwerfen können. Wir können uns nicht satt sehen an diesem wunderschönen Anblick. Von dieser Perspektive aus ist es kaum noch denkbar, dass sich einige Höhenmeter aufwärts eine ganz andere raue Welt befindet.
Die Colpa Lodge befindet sich auf ca. 2.500 Höhenmeter. Auch diese Lodge ist zauberhaft! Hier erwartet uns ein original peruanisches BBQ – Lamm, Schwein, Hühnchen und natürlich das obligatorische Meerschweinchen dürfen nicht fehlen! Alles wird original im Erdofen gegart und mit Bier geschmorrt. Es gibt unterschiedliche sehr wohlschmeckende Kartoffeln, Kochbananen, Mais, Salat und köstliche Saucen. Alles ist sehr köstlich und die Stimmung in der Gruppe ist einfach super!
Nach einer weiteren eindrucksvollen Wanderung durch wundervolle Landschaft entlang des Santa Teresa Flusstals erreichen wir die Lucma Lodge. Wir passieren Kaffee- und Bananenplantagen und entdecken, Pepe sei Dank, die kleinen Wunder am Wegesrand, wunderschöne Orchideen und schillernde Kolibris. Pepe hat die Gabe, den Menschen die Wunder nahe zu bringen, die man nur allzu schnell am Wegesrand übersieht.
Am Abend statten wir der hiesigen Kaffeeplantage einen Besuch ab. Es hat sich gelohnt. Der frisch gebrühte Kaffee schmeckt sehr aromatisch und wir nehmen uns ein Paket mit nach Hause als Erinnerung an diese einmaligen Erlebnisse!
Wir sind im Paradies angekommen – genauer gesagt sitzen wir gerade in der wunderschönen tropischen Gartenanlage des Hotels Inca Tierra in Aguas Calientes. Wir sind umgeben von farbenprächtigen funkelnden Juwelen der Lüfte – den kleinen Kolibris. Was könnte es nach so einem Tag Schöneres geben, außer einer erfrischenden Dusche natürlich!
Im goldenen Morgenlicht verlassen wir die Lucma-Lodge. Es beginnt die letzte Etappe unseres Anden-Trekkings. Dieser Teil ist eigentlich der anstrengendste des Trekkings. Für Menschen ohne Kondition ist das nicht empfehlenswert. Die heutige Wanderung führt uns durch üppige Vegetation zunächst für 3 Std. wieder bergauf zum Llactapata Pass auf 2.736 Höhenmeter, von wo aus wir schon einen entfernten aber einmaligen Blick auf Machu Picchu werfen können. Nach dem Mittagessen im dortigen Observatorium hat es Pepe ziemlich eilig, denn wir müssen den Zug pünktlich erreichen, der uns nach Aguas Calientes bringt. Wir kämpfen uns durch Dschungel und matschigen Wegen bergab. Man muss höllisch aufpassen, dass man nicht über Stock und Stein stolpert und hält den Blick nach unten, geht seitwärts und der Rucksack drückt auf den Rücken. Es ist sehr anstrengend. Aber auch diese letzte Etappe schaffen wir unbeschadet und sind jetzt sehr froh, dass das Trekking beendet ist, obwohl es einmalig und sehr eindrucksvoll war. Die Zeit war völlig ausreichend, um uns in diese unbekannte Welt zu entführen und auch ein bisschen zu verführen, denn wir haben Zeit und Raum vergessen. Das ist es doch, was wirklich zählt – sich einfach dem Unbekannten hinzugeben im Vertrauen darauf, dass es wundervoll wird!
Die kurze Fahrt im Zug nach Aguas Calientes am Fuße des Macchu Picchu ist beeindruckend. Und nun sitzen wir hier im Paradies – wieder einmal bedauern wir es, nicht länger hierbleiben zu können. Zwei Tage Erholung wären jetzt genau das Richtige für uns. Aber wir werden wieder mitten in der Nacht aufstehen müssen, denn morgen lernen wir die Stadt in den Wolken kennen!
Um 3.30 h ist die Nacht schon wieder vorbei – doch es fällt mir leicht. Eine gewisse Euphorie ist unverkennbar, denn wir sind in einer wunderschönen Umgebung, haben gestern ein tolles Abendessen mit supernetten Leuten genossen, die uns sogar eingeladen haben nach Sao Paulo zu kommen, und heute haben wir „den“ Besuch vor uns. Nach dem Frühstück holt uns Hernando ab, um uns wohlbehalten zur Busstation zu bringen. Die Busfahrt von Aguas Calientes zum Machu Picchu beträgt ca. 30 Min. – und dann sind wir da! Eine mystische Welt empfängt uns zu dieser frühen Morgenstunde und ein Nebelschleier verdeckt noch die alten geheimnisvollen Gemäuer.
Es ist magisch! Wir haben zunächst eine zweistündige geführte Tour. Nachdem sich die letzten Nebelschleier der Nacht verzogen haben wird es heiß – und Machu Picchu zeigt uns unter einem klaren blauen Himmel seine ganze Schönheit! Nach der geführten Tour haben wir noch viel Zeit die geheimnisvolle Stadt allein zu erkunden. Die Mystik und der Magie dieses Ortes können wir uns nur schwer wieder entziehen. Doch irgendwann müssen wir wieder in die Realität zurück in den Bus nach Aguas Calientes. Wir treffen uns noch ein letztes Mal mit unserer Gruppe, um gemeinsam zu Mittag zu essen und dann heißt es „Abschied nehmen“. Unser Fazit: Es war ein einmaliges Erlebnis in den Anden zu wandern in einer Gruppe Gleichgesinnter, aber es war auch anstrengend. Die Zeit war vollkommen ausreichend, so dass wir jetzt auch froh sind, wieder „unter uns“ zu sein.
Trotzdem ist es merkwürdig still, als Thomas und ich dann ganz allein im Bahnhof von Ollantaytambo stehen. Im Gegensatz zu den letzten Tagen ist niemand da, der sich um uns kümmert - es holt uns niemand ab, obwohl es doch so gebucht worden war. Wir stehen nach diesem anstrengenden Tag auf dem Bahnhof von Ollantaytambo, am Ende der Welt, es wird dunkel, die Szenerie ist sehr exotisch und wir wissen jetzt nicht so recht, was wir eigentlich machen sollen. Es hat alles so etwas Unwirkliches. Später stellt sich heraus, dass es zwischen zwei Veranstaltern ein Missverständnis gegeben hat. Ganz wohl ist mir nicht dabei, ein Taxi zu nehmen, welches uns im Dunkeln auf unbekannten Waldwegen zum Hotel Casa Andina bringt. Zudem sind wir völlig erschöpft und zum Unwohlsein schleicht sich auch so eine Art „Egal“-Gefühl. Wir kommen aber wohlbehalten in unserem Hotel an und schlafen bald ein.
Heute holt uns Boris ab und wir fahren durch das malerische Valle Sagrado, das landwirtschaftlich von höchster Bedeutung für die Inka war. Hier ist auch das „landwirtschaftliche Laboratorium“ der Inka zu finden. Auf den einzelnen Terrassen wurden unterschiedliche Getreidearten angebaut. Wir sind von der Bauweise sehr beeindruckt.
Anschließend fahren wir zu den Salzminen von Maras, die nicht weniger beeindruckend sind.
Im Dörfchen Chichirro besichtigen wir weitere Inka-Stätten. Auch hier haben die Spanier nach ihrer Eroberung eine Kirche gebaut. Sehr schön anzusehen sind in Maras auch die Häuser der Adligen. Einige Inka waren auch sog. Mitläufer der spanischen Eroberer. Diese wurden in den Adelsstand erhoben und wohnten hinter diesen zauberhaften Türen….
Wir genießen zum Abschluss dieses Tages noch sehr schöne Stunden im trubeligen Cusco. Im Cotton House erstehe ich wunderschöne Kolibri Ohrringe, original von Pepe gefertigt! Ein Pisco-Sour Cocktail zu einem guten peruanischen Essen im Restaurant Limo darf natürlich nicht fehlen.
Wieder sind wir mit Boris verabredet. Zunächst besichtigen wir von außen den beeindruckenden Sonnentempel. Die Steinquader sind exakt ohne Mörtel miteinander verbunden. Die Handwerkskunst der Inka ist einfach unglaublich. Anschließend werden wir Zeuge, wie an jedem Sonntag die Fahne Perus und des Inkareiches, die Regenbogenflagge, in einer aufwändigen Zeremonie, gehisst werden. Blaskapellen spielen auf, mehrere Vertreter der Stadt etc. und dann wird auch noch die Nationalhymne gesungen! Erstaunlich, dass dies jeden Sonntag zelebriert wird. Wir sind ganz ergriffen, Boris jedoch weniger – er wird seine Gründe haben!
Und dann besuchen wir die atemberaubende Inkastätte „Suczayhuaman“, welche sich oberhalb Cuscos befindet. Riesige Felsblöcke tun sich vor uns auf, die in Zick-Zack-Linien angelegt sind. Sie verkörpern die Zähne des imaginären Puma, wobei Cusco den Körper darstellt. Die Baukunst der Inka ist einmalig und wir verweilen einige Stunden an diesem geschichtsträchtigen magischen Ort. Auf das rote Dächermeer Cuscos von hier oben zu sehen ist wunderschön und wir können uns kaum abwenden, wissen wir doch, dass wir diesen Ort sicherlich nie wiedersehen werden.
Zurück in Cusco besuchen wir die Markthalle und genießen diesen Sonntagnachmittag auf der wuseligen Plaza de Armas im schönsten goldenen Licht. Wir genießen das Treiben um uns herum, was wir von einer Parkbank aus beobachten.
An diesem letzten Abend in Cusco besuchen wir noch einmal das sehr empfehlenswerte Restaurant Limo.
Heute fahren wir mit dem Andean Explorer von Cusco nach Puno. Eine 10stündige Zugfahrt durch die Pampa Perus liegt vor uns. An Bord des Zuges gibt es gut zu Essen, der ein oder andere Pisco Sour darf natürlich nicht fehlen. Eine Fashion Show wird geboten, untermalt von andiner Musik. Das goldene Sonnenlicht leuchtet in der Pampa – es ist bestes Fotografierwetter! Wir machen Halt im Örtchen La Raya auf 4.400 Höhenmeter und besuchen den dortigen malerischen Markt.
Einen kleinen Kulturschock bekommen wir bei der Einfahrt in den Bahnhof von Juliaca. Mitten auf den Gleisen werden Waren und Lebensmittel feilgeboten, die schnell von den Schienen getragen werden, als wir einfahren oder aber einfach zwischen den Gleisen liegenbleiben. Wir stehen da mit offenem Mund und winken den Kindern zu, die lachend dem Zug hinterherlaufen.
Als wir in Puno eintreffen ist es kalt und bereits stockdunkel. Wir sind sehr müde und frieren. Außerdem erfahren wir, dass es einen Streik in Bolivien gibt und unsere Reiseleiterin uns nicht an der Grenze empfangen kann. Auch das noch… aber das ist ja erst morgen. Wir lassen es uns trotz der späten Stunde nicht nehmen gleich nach unserer Ankunft zum Titicaca-See zu laufen. Hier entstand diese eindrucksvolle Nachtaufnahme. Leider werden wir auch hier nur für eine Nacht verweilen.
Wir sind auf der Sonneninsel – in einer für uns völlig fremden und exotischen Welt! Heute Morgen standen wir im goldenen Sonnenlicht in Puno am Titicacasee und bewunderten dessen Schönheit. Wieder einmal war es Zeit zu gehen, denn Percy erwartete uns bereits. Er sollte uns heute bis zur Isla del Sol bringen. Da in Bolivien gestreikt wird und es auch nicht erlaubt ist, dass Peruaner in Bolivien arbeiten, schärfte uns Percy ein, dass wir uns am Grenzübergang nicht kennen und getrennt nach Bolivien „einreisen“. Irgendwie ein komisches System, aber nun gut - so etwas hat es sicher bei uns in good old Germany auch gegeben. Bevor wir aber die Grenze erreichen, halten wir noch einmal auf peruanischer Seite im Dörfchen Acorra, wo wir einen kleinen Markt besuchen und die wunderschöne Aussicht auf den See von einer kleinen Anhöhe aus genießen können.
An der Grenze sind wir schon ein wenig aufgeregt und es hat auch etwas Abenteuerliches. Es läuft aber alles glatt – der Grenzbeamte fragt uns nur, warum wir in Peru so viel Zeit und in Bolivien so wenig Zeit verbringen… aäh… darauf wissen wir auch keine Antwort außer, dass wir nichts verstehen und so lässt man uns denn auf die andere Seite. Der erste Eindruck: Bolivien leuchtet! Eine ganz andere Welt tut sich vor uns auf. Wir bemerken, dass es touristisch kaum erschlossen ist, aber das hat gerade seinen Reiz!
Wir fahren in das kleine malerische Städtchen Copacabana, dessen wunderschöne Kirche „La Virgen de Copacabana“ im Mittelpunkt steht. Hier finden auch alljährlich im August die berühmten Fahrzeugweihen statt. In Bolivien wird einfach alles geweiht. Der Katholizismus vermischt sich hier auch mit Schamanenglauben. Nach der ganzen Aufregung besuchen wir ein schönes Lokal, wo wir leckere Empanadas genießen zu Preisen, die bei uns vor 30 Jahren galten.
Anschließend fahren wir mit dem Boot über den See zur Isla del Sol. Wir genießen diese Tour bei schönstem Sonnenschein. Es ist überhaupt nicht touristisch und ein Abholservice ist auch nicht in Sicht, als wir auf der Isla del Sol aussteigen. Percy ist auch überfordert, ist das doch nicht sein touristisches Gebiet. Trotz allem sind ziemlich schnell einige Esel für unser Gepäck organisiert und drei kleine Jungen bieten sich uns an zur Estancia zu führen. Unsere Gruppe macht sich also wieder einmal bergauf. Die Aussicht ist atemberaubend! Einige Esel, Alpakas und Frauen in der hiesigen Landestracht säumen unseren Weg. Es hat beinahe etwas Unwirkliches. Ich bedauere es schon jetzt, hier nur eine Nacht zu verbringen.
Die Estancia ist herrlich gelegen mit einem Traumblick auf den Titicacasee und die Cordillera Blanca. Ziemlich rustikal ist es hier und leider hat unser Zimmer keine Heizung. Zum Glück wissen wir noch nicht, dass dies erst der Anfang von ziemlich kühlen Nächten und Tagen sein wird. Natürlich ist das Wasser auch nur lauwarm, wenn überhaupt. Bolivien ist nichts für Leute mit schwachen Nerven! Aber es entschädigt mit seiner Traumlandschaft und dem ganz besonderen Licht.
Wir gehen noch ein wenig durch das Dörfchen spazieren. Es ist eine ganz abgelegene Welt. Ein Versteck auf dem großen Titicacasee. Die Welt ist hier stehengeblieben. Wir sind hier die Eindringlinge und trotzdem grüßen uns die Leute freundlich. Ein Mann zeigt uns stolz die Zähne seines Esels. Als wir von unserem Spaziergang zurückkehren, sitzt der Mann mit seiner Frau bei seinen Tieren, friedlich an der Hauswand gelehnt im Abendlicht und beide schauen in den Himmel. Welch‘ friedliches Bild.
Nachdem ein Fahrer uns von Copacabana abgeholt und wir uns von Percy verabschiedet hatten, erreichen wir nun La Paz. Wir fahren durch die ärmlichsten Stadtviertel und unsere Nerven sind schon reichlich strapaziert. In der höchst gelegenen Großstadt der Welt bauen die Reichen ihre Häuser im Talkessel der Stadt, da es dort bis zu 10°C wärmer ist als auf den oberen Hängen, wo die Armen ihre Hütten haben. Es ist ein Gewusel und Geschiebe, Schubkarren und rohe Fleischberge, Frauen mit Babys auf dem Rücken, Schuhputzer auf der Straße inmitten der Abgase und Müll, halbfertige Bauruinen… Ein Chaos nach den friedlichen goldenen Stunden auf der Isla del Sol.
Nun bin ich so froh, dass wir hier abgeschirmt im „Radisson“ Hotel sitzen und ein großes angenehmes Zimmer haben. Jedoch, ich wollte mich nirgendwo so fühlen, dass ich nicht auf die Straße gehen möchte! Wir ziehen das Restaurant im Radisson vor und genießen den Blick aus den Panoramafenstern auf das Lichtermeer von La Paz. Hier ist alles noch so wie bei uns in den frühen 80igern – auch das Preis-Leistungsverhältnis. Die Portionen sind riesig in diesem Luxushotel für ca. 20,- € inkl. Getränken für zwei Personen!
Dank unserer Reiseleiterin Grace ist dies ein wunderschöner Tag in La Paz. Zunächst fahren wir nach Tiwanaku, eine bedeutende Grabungsstätte aus präkolumbianischer Zeit. Das ist beeindruckender als wir uns vorgestellt haben. Bei schönstem Sonnenschein machen wir uns nach diesem Besuch wieder auf die Rückfahrt nach La Paz und durchfahren wieder die Elendsviertel. Von den Abgasen habe ich Kopfschmerzen und mir ist leicht schwindelig. Eigentlich kein Wunder, dass die Lebenserwartung hier nicht gerade hoch ist.
Mit Grace verstehen wir uns sofort und wir kehren in ein gemütliches Lokal zum Mittagessen ein. Grace erzählt uns viel über ihr Land, dessen Kultur und auch über ihr Leben. Sie ist genauso alt wie wir, aber schon verwitwet und ihre Träume sind Träume geblieben, dennoch hadert sie nicht mit dem Schicksal und sie hat für bolivianische Verhältnisse als Reiseleiterin wohl ein gutes Auskommen. Außerdem schwärmt sie für Evo Morales. Wenn sie vom bolivianischen Präsidenten spricht, sagt sie stolz „My president“. So etwas würde uns wohl gar nicht in den Sinn kommen…
Nach dem Essen machen wir mit Grace zunächst einen Bummel durch die schöne Altstadt, eine „Plaza de Armas“ gibt es natürlich auch und sie zeigt uns natürlich stolz den Präsidentenpalast! Einige Läden haben auch heute am Feiertag geöffnet – zwischen bunten T-Shirts hängen auch Lama-Föten und anderes totes Getier in der Gegend herum, dessen Zweck uns sich nicht erschließt.
Der Höhepunkt des heutigen Tages ist aber das Valle de la Luna – das bizarre Mondtal. Um dorthin zu gelangen, fahren wir durch die reicheren Viertel der Stadt. Hier kostet umgerechnet eine 100 qm große Wohnung ca. 400 €, was für einen normal verdienenden Bolivianer schier unerschwinglich ist. Die Häuser sind eingezäunt und teilweise mit großen Alarmanlagen versehen. Der Kontrast „Arm und Reich“ war uns noch nie so gegenwärtig wie in La Paz. „Arm und Reich“ sind strikt getrennt und leben doch nebeneinander.
Das Mondtal verzaubert uns und wir sind ganz begeistert von der bolivianischen Tanztruppe. Es besteht aus tausenden Felsen, Felsspalten, Erdhügeln und kraterähnlichen Formationen. Die Türme und Pyramiden sind graubraun bis rötlich und fast ohne Bewuchs. Das Mondtal wurde im Lauf von Millionen Jahren durch Erosion und Klimagegensätze gebildet. Starke Regenfälle und Temperaturschwankungen führen zur Abtragung des Lehmbodens und lässt die bizarren Gebilde entstehen.
Nach einem sehr langen und anstrengenden Tag sind wir nun im Hotel Luna Salada angekommen. Hier ist alles aus Salz, selbst das Mobiliar. Es ist das am meisten beeindruckende Hotel auf unserer gesamten Reise. Auch hier ist es wieder sehr schade, dass wir nur zum Schlafen hergekommen sind, und leider schlafen wir trotz des besonderen Ambientes sehr schlecht. Dies mag ebenfalls an der Höhe und an den zu vielen Eindrücken liegen, die wir zu verarbeiten haben.
Wir sind heute Morgen bereits um 05.20 h aus dem Radisson abgeholt worden. Bereits um 08.00 h landeten wir in Uyuni bei -10°C. Uyuni ist eine hässliche ehemalige Garnisonsstadt in einer unwirtlichen Gegend. Organisatorisch zeigen sich erste Lücken, denn unsere Reiseleiterin, der Fahrer und die Köchin holen uns erst zwei Stunden später von dem kleinen Reisebüro ab. Wobei Büro etwas hochgeschraubt klingt. Es handelt sich um einen kleinen kalten Raum mit abgewetzten Sesseln. Es gibt keine Heizung und wir sind ziemlich kaputt und frieren nur. Trotzdem wollen wir die Zeit nutzen und gehen durch die kalten und einsamen Straßen an diesem Morgen. Nirgendwo haben wir uns bisher so verloren gefühlt wie hier. Wie kann man nur an so einem Ort leben? Dies fragen wir uns nicht zum ersten Mal auf dieser Reise. Es stellt sich auch die Frage, warum wir uns das angetan haben. Die Leute hier sind auch ziemlich wortkarg, was wohl an der kühlen Witterung liegt.
Die Stimmung ändert sich jedoch, als Joanna samt Fahrer und Köchin erscheint, um uns hier herauszuholen. Und als der Salar de Uyuni vor uns liegt, eröffnet sich uns eine Traumwelt. Wohin man auch sieht – überall nur Weiß und der stahlblaue Himmel im Kontrast dazu. Der Salar de Uyuni ist mit mehr als 10.000 Quadratkilometern die größte Salzpfanne der Erde. Die Salzkruste wurde vor über 10.000 Jahren durch Austrocknung gebildet. Er liegt auf einer Höhe von 3.653 Höhenmeter. Der See erreicht eine max. Tiefe von 72 m. Die bis zu 30 m dicke Salzkruste kann selbst von Bussen und LKW befahren werden.
Wir besichtigen die Insel Pescado, die für ihre vielen bis zirka 20 Meter hohen und teilweise mehr als 1.200 Jahre alten Säulenkakteen bekannt ist. Diese Landschaft ist die reinste Magie.
Unser Mittagessen auf dem Salar ist ein weiterer Höhepunkt dieses ereignisreichen Tages. Unsere Crew zieht es bei den kühlen Temperaturen derweil vor im Auto zu speisen. Aber wir lassen uns dieses besondere Erlebnis nicht entgehen.
Fotomotive sind hier ohne Ende zu finden und Joanna wird zu unserer Fotografin, was ihr sehr viel Freude bereitet. Nirgendwo haben wir so einen magischen Sonnenuntergang erlebt wie hier auf dem Salar de Uyuni.
Nach einer 12stündigen Tour sind wir nun im Tayko-Hotel angekommen. Der Tag war sehr lang und sehr anstrengend! Wir müssen uns beeilen um noch zu Abend zu essen und zu duschen, denn morgens gibt es hier kein warmes Wasser und das Licht wird auch um 21.00 h abgestellt. Es gibt hier auch keine Heizung und das bei – 15°C. Trotz dieser harten Bedingungen war es ein wunderschöner Tag. Wie bereits erwähnt, die Traumlandschaft Boliviens entschädigt für alle Widrigkeiten.
Wir haben die wunderschöne Laguna Colorada gesehen und in einem urigen Gasthaus, wo sich jeder sein Essen selbst mitbringt, zu Mittag gegessen. Innerhalb kürzester Zeit sind uns Joanna, unser Fahrer Valerio und unsere Köchin Betty ans Herz gewachsen. Für letztere sollte ich doch ein paar Lieder aus meiner Heimat singen - gar nicht so einfach… ihr gefiel sehr „Hoch auf dem gelben Wagen“ und „Rinke Ranke Rosenschein“…
Wir haben die Geysire „Sol de Manana“ besucht und kamen bis auf 5.000 Höhenmeter. Beim Anblick dieser wunderschönen unberührten Landschaft wurde uns trotz der Kälte ganz warm ums Herz. Der 6000 m hohe Vulkan Licancabur und die zu seinen Füßen liegende Laguna Verde beeindrucken uns. Wir entdecken sogar Flamingos – eine spezielle Art, die nur hier überlebt.
Rasch bricht die Dunkelheit über uns herein und Tausende von Sternen scheinen sich nach einem farbenprächtigen Sonnenuntergang auf uns herniederzulegen. Im Dunkeln hat selbst Valerio Schwierigkeiten den rechten Weg zu finden und wir erreichen ziemlich spät unser Hotel. Ich befürchtete fast, dass wir im Auto übernachten müssen. Aber auch diese Etappe haben wir zwar sehr erschöpft aber unbeschadet überstanden. Ein großes Lob an unseren Valerio. Das war eine Meisterleistung!
Mittlerweile kommen wir uns wirklich vor wie Wanderer zwischen den Welten. Wir sitzen wieder im 9. Stock des Radisson in La Paz – sozusagen in der Zivilisation. Wir haben einen wunderbaren Blick auf die höchst gelegene Großstadt der Welt und auf den Illimani, den mit über 6.000 m höchsten Berg der Cordillera Real.
Heute Morgen um 4.30 h war die Nacht wieder vorbei. Fast waren wir froh darüber. Es war eiskalt bei – 15°C, ohne Licht und ohne warmes Wasser war es gar nicht so einfach in die Gänge zu kommen. Zum Glück hatten wir ja noch unsere Taschenlampen dabei, die sehr hilfreich bei unserer eiskalten Katzenwäsche waren. Auch das Frühstück ließ zu wünschen übrig. Gar nicht so einfach mit Handschuhen Tee zu trinken, der nach dem Einschenken sofort erkaltet. Auf den Sitzen des eiskalten Wagens konnte ich kaum noch Füße und Hände spüren… die Wagenscheiben waren ebenfalls zugefroren.
Betty sitzt derweil pfeifend hinten im Wagen und amüsiert sich anscheinend über meine Empfindlichkeit! Sie leiht mir ihre Jacke, die ich mir dankbar unter den Hintern lege. Wir sind wohl echte Weicheier und Warmduscher! Zum Sonnenaufgang um 07.00 h fahren wir endlich los. Es geht durch Traumlandschaft, so dass ich manchmal wirklich nicht mehr weiß, ob ich wache oder träume. Unser Weg ist gesäumt von schneebedeckten Bergen im trügerischen rotgoldenen Sonnenlicht, farbige Lagunen mit rosa Flamingos und mit großen Gesteinsbrocken, aus denen man Gesichter zu erkennen glaubt. Die Lagunen sind noch zugefroren und die Flamingos spiegeln sich auf der glatten Oberfläche. Traumgleich funkelt alles im ersten Licht des Tages. Bei diesen Eindrücken ist die Kälte schnell vergessen.
Die letzten drei Tage unserer Traumreise waren zugegebenermaßen die härtesten überhaupt mit wenig Schlaf und großer Kälte – aber diese Tage haben uns auch sehr viel gegeben. Wir sind von der einzigartigen Landschaft Boliviens tief beeindruckt und sie hat unser Herz tief berührt. Unsere Seelen wandeln immer noch auf den Hochebenen Boliviens. Jeder Tag schenkte uns einen knallblauen Himmel und eine nicht zu unterschätzende Sonne. Die Menschen sind schroff aber herzlich.
Wir machen noch einen kurzen Stopp in St. Cristobal. Eine Stadt, in der nur Arbeiter der hiesigen Silber-, Zink-, und Bleiminen leben. Für uns ein absolut unvorstellbarer Ort zum Leben. Es hat etwas Surreales, vor allem die Lamas, die dort frei auf den Straßen herumlaufen und zu Ehren der Mutter Erde, der Pacha Mama, mit bunten Bändern in den Ohren geschmückt sind.
Nachdem wir noch einen alten Eisenbahnfriedhof besichtigt haben, essen wir mit unseren drei Reisebegleitern in Uyuni noch zu Mittag und dann treten wir den Rückflug nach La Paz an. Hier holt uns Andi ab, der uns berichtet, dass wieder gestreikt wird in Bolivien und wir aus diesem Grunde morgen bereits um 05.00 h abgeholt werden. Diese unwirtlichen Zeiten sind wir ja nun schon gewohnt.
Der letzte Tag unserer Reise, bevor wir morgen früh ab 06.45 h die lange Heimreise antreten, um am 05.06.2013 um ca. 13.00 h wieder in Hamburg zu landen, ist angebrochen. Heute sind wir nun auch schon wieder seit 03.30 h auf den Beinen. Pünktlich um 05.00 h holte uns unser Fahrer Andi ab und zum Glück versperrte uns keine Straßenbarrikade zu dieser frühen Stunde den Weg zum Flughafen. Wir sehen ein letztes Mal auf die Lichter von La Paz und sind jetzt froh, die Heimreise über Lima antreten zu können. Es war sehr eindrucksvoll, aber es war fast ein wenig zu viel an Eindrücken, die wir in den letzten Tagen gesammelt haben. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes am Ende unserer Reise.
Glücklich landen wir in Lima und fast ist es uns so, als wären wir jetzt schon zu Hause. Wir sind wieder am Beginn unserer Reise, aber diesmal wissen wir, jetzt geht es zurück in die Heimat und wir freuen uns darauf! Wir freuen uns auf die Annehmlichkeiten und auf die ruhigen und sauberen Straßen Deutschlands.
Um 09.30 h sind wir wieder im Casa Andina. Leider ist unser Zimmer noch nicht bezugsfertig. Der freundliche Mitarbeiter an der Rezeption bietet uns an für einen Aufpreis von 100 Dollar die Präsidentensuite zu buchen. Wir willigen sofort ein. Nirgendwo sonst wird sich so eine Gelegenheit noch einmal bieten. Und wir sind total begeistert! Die Suite ist ca. 100 qm groß und verfügt über eine Bar, einen Whirlpool und eine Sauna! YIPEEEH…..das haben wir uns verdient. Wir fühlen uns großartig!
Wir machen noch einen kleinen Bummel durch Limas quirlige Einkaufsstraßen und ich erstehe abschließend noch eine echte Alpaca-Strickjacke bei Kuno für ca. 130 €. Die Krönung ist dann ein 5-Gänge-Menü im legendären Restaurant Astrid Y Gastón. Dort sitzen wir stundenlang und lassen uns kulinarisch auf das Beste verwöhnen. Dabei lassen wir den Urlaub noch einmal an uns vorbeiziehen.
Natürlich werden heute Abend auch der Whirlpool und die Sauna genutzt. Anschließend schlafen wir wie die Baby’s in unserer wohlbehüteten luxuriösen Präsidentensuite und träumen uns noch einmal auf die Hochebenen Boliviens.
Adios Peru – Adios Bolivia!